LE 3 | Zielgerichtete Kontaktaufnahme

Mit der Ad-hoc-Persona und dem Methodenkoffer im Gepäck hast du bereits wertvolle Werkzeuge für die (Nicht-)Besuchendenforschung zur Hand. Damit du diese jedoch effektiv und ressourceneffizient einsetzen kannst, ist es nun entscheidend, ein klares Forschungsziel für deine Studie zu definieren, also ausgehend von deiner Persona präzise festzulegen: Was möchtest du genau wissen und welches Ziel verfolgst du mit diesem Wissen? Erst dann bist du wirklich bereit, selbst aktiv zu werden. 


SMART zum Ziel

Um dein Forschungsziel zu formulieren, kannst du die SMART-Methode zu Hilfe nehmen.

SMART steht für:

S – Spezifisch: Das Ziel sollte so klar und präzise wie möglich formuliert werden. 

M – Messbar: Es sollten klare Kriterien festgelegt werden, um den Fortschritt und die Zielerreichung zu bewerten. Dies können quantitative (Besucher:innenzahl, Ticketverkäufe, Einnahmen, Zeiteinheiten etc.) oder qualitative (z.B. Publikumsfeedback) Messgrößen sein.

A – Attraktiv/Akzeptiert/Aktiv: Das A in SMART wird unterschiedlich übersetzt. In allen Interpretationen geht es um Motivation: Die Zielerreichung sollte von den Teilhabenden als attraktiv und aktiv beeinflussbar wahrgenommen und akzeptiert werden.

R – Realistisch: Das Ziel sollte ambitioniert, jedoch unter den gegebenen Umständen und Ressourcen erreichbar sein. 

T – Terminiert: Es sollte ein klarer Zeitraum festgesetzt sein, in dem das Ziel erreicht werden kann.

Ist das Ziel erst einmal klar formuliert, kann eine entsprechende und zielführende Methode für die (Nicht-)Besuchendenforschung gewählt und angewendet werden. 


Handlungsaufforderung

Und los! Teil 1

Formuliere nun dein persönliches Forschungsziel. Versuche dafür die Herausforderungen und Fragen in Bezug auf deine bereits erstellte Ad-hoc-Persona so genau wie möglich zu beschreiben und einzugrenzen und dir davon ausgehend zu überlegen, welches Wissen generiert und gewonnen werden soll.

Stelle dir dabei beispielsweise folgende Fragen:

  • Welche spezifischen Informationen möchtest du über deine Persona gewinnen?
  • Welche Aspekte des Besucherverhaltens, der Bedürfnisse oder Präferenzen möchtest du genauer verstehen?
  • Was sind die wichtigsten Fragen, die du beantworten möchtest, um deine Kulturinstitution gezielt zu verbessern oder anzupassen?
  • Welchen konkreten Nutzen erwartest du von den gewonnenen Erkenntnissen und wie werden sie dazu beitragen, deine Ziele zu erreichen?

Basierend auf diesen Überlegungen: Definiere dein Forschungsziel möglichst SMART – spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und terminiert. Je besser dir das gelingt, desto passgenauer kannst du im Anschluss eine maßgeschneiderte Methode für deine Studie wählen.

Dokumentiere dein Forschungsziel auf einem A4-Papier und hänge es dir gut sichtbar an deinem Arbeitsplatz auf, um es nicht aus den Augen zu verlieren. 

Ein SMARTes Forschungsziel für das Fallbeispiel in der vorherigen Lerneinheit und mit der Persona Max Mustermann (16 Jahre) könnte beispielsweise so lauten:

Wir möchten mit Jugendlichen zwischen 14 und 16 Jahren aus der unmittelbaren Nachbarschaft ins Gespräch kommen, um längerfristig neue Programme für sie zu entwickeln (spezifisch). Innerhalb der nächsten 6 Monate (terminiert) werden wir sie zu ihrem Freizeitverhalten und ihren Informationskanälen befragen und herausfinden, ob Interesse an einem gemeinsamen partizipativen Projekt besteht (messbar).


Handlungsaufforderung

Und los! Teil 2

Wähle nun eine Methode, die zu deiner Zielformulierung und deinem Vorhaben in Bezug auf die Persona passt, und setze sie um. 

Nimm das folgende Canvas zur Hilfe. Es unterstützt dich in deiner Planung.

Fange klein an! Taste dich ran! Idealerweise wählst du ein Vorgehen, das spontan und mit geringem Ressourcenaufwand realisiert werden kann. Dies könnte zum Beispiel eine Beobachtung, ein Interview, eine kleine Gesprächsrunde oder auch der Besuch eines Vereins sein. Wichtig ist, dass du den Kontakt zu deiner fokussierten Personengruppe herstellst und in Austausch kommst. 

Ganz nach dem Zitat von Walt Disney, das Irene Knava  in einem ihrer Bücher als Anregung anführt: 

„I don’t want you guys sitting behind desks. I want you out in the park, watching what people are doing and finding out how you can make the place more enjoyable for them. (…) Stand in line with the people, and for god’s sake, don’t go off the lot to eat like you guys have been doing. You eat at the park and listen to people!“ 

Zit. nach: Knava, Irene (2019). Audiencing Diversity 4.0. Transformation im digitalen Wandel gestalten und Wirkkraft durch Vielfalt verstärken: ein Arbeitsbuch für die Praxis mit co-kreativer Mitwirkung von 300 Personen aus Kulturbetrieben, Wien (facultas), S. 76.

Die Expertin Anke von Heyl gibt dir noch einen Impuls für deinen Weg!


Tipp

Transparent zum Erfolg!

Zwei zentrale Schlüssel für eine erfolgreiche (Nicht-)Besuchendenforschung sind Transparenz und Teamwork!

Insbesondere bei Programmevaluationen, bei denen Feedback zu Kommunikationsprozessen und Arbeitsweisen eingeholt oder die Qualität von Angeboten erfragt werden, ist eine transparente Kommunikation mit den Kolleg:innen das A und O. Bestenfalls sind möglichst viele Mitarbeitende deiner Institution – von Empfang bis Leitung – von Anfang an in den Prozess involviert. So kannst du verschiedene Perspektiven und Informationsbedarfe während der Vorbereitung berücksichtigen, erhältst Unterstützung in der Umsetzung und Auswertung und schaffst vor allem Akzeptanz für die Ergebnisse. Diese transparente Zusammenarbeit bildet den Grundstein für zukünftige Schritte und Veränderungen im Team. 

Und apropos Transparenz:
Veröffentliche den Prozess der (Nicht-)Beuschendenforschung, die erzielten Ergebnisse und die daraus resultierenden Veränderungen doch auch für dein (potenzielles) Publikum – beispielsweise auf der Website deiner Institution. So zeigst du, dass deine Institution sich in einem Öffnungsprozess befindet und die Bedarfe und Perspektiven ihrer Besuchenden ernst nimmt.