LE 1 | Vor- und Selbstverständnis

Teil A

Zum Anfang dieser Lerneinheit hast du hier die Gelegenheit, dir deine eigenen Zugänge und Verständnisweisen zu Nachhaltigkeitsthemen bewusst zu machen. 

Teil B


Handlungsaufforderung

Erstelle dein Nachhaltigkeitsportrait

Herzliche willkommen zu deiner ersten Aktivität im Modul Nachhaltigkeit. Für diese benötigst du ein Notizbuch (analog oder digital), um die Ergebnisse der einzelnen Arbeitsschritte festzuhalten und eine Uhr, um die empfohlene Dauer für die einzelnen Aufgaben im Blick zu behalten.

Folge jetzt nach und nach den einzelnen Schritten und orientiere dich so gut als möglich an den angegebenen Zeiteinheiten. Du kannst die gesamte Aufgabe dann in etwa 20 Minuten abschließen.


Querverweis

Timeboxing

Timeboxing ist ein Vorgehen aus dem Bereich der Projektplanung „um schnell Entscheidungen zu treffen“. Für jede Aufgabe oder Entscheidung wird dabei eine Zeitdauer festgelegt, die einzuhalten ist.

Eine Beschreibung der Methode Timeboxing findest du im Methodenkoffer, der als Kapitel 3 im Basismodul Agilität zu finden ist.

Zum Basismodul Agilität | Kapitel 3

Teil C | Nachhaltigkeit hat viele Gesichter

Bis hierhin hast du dir in dieser Lerneinheit dein eigenes Nachhaltigkeitsverständnis bewusst gemacht.

Für ein umfassenderes Verständnis im Handlungsfeld einer nachhaltigen Entwicklung ist aber auch die Wahrnehmung anderer Vorstellungen und Zugänge hilfreich. 


Handlungsaufforderung

Was ist zu tun?

  • Befrage in deinem persönlichen Umfeld mindestens 3 Personen zu deren Nachhaltigkeitsverständnis
  • Halte deren Aussagen in geeigneter Weise fest
  • Vergleiche die Aussagen mit deinem eigenen Verständnis – gibt es Aspekte, die du bisher nicht bedacht hast?

Tipp

Die Anleitung zum „Gedicht“ kannst du bei den Interviews zur Orientierung heranziehen

  • Welche Begriffe fallen dir spontan ein, wenn du das Wort Nachhaltigkeit hörst?
  • Welche Emotionen, verbindest du mit diesen Begriffen?
  • Welche Zusammenhänge kannst du zwischen den Begriffen herstellen?

Teil D | Was sagt die Wissenschaft?

In der ersten Aufgabenstellung hast du dein persönliches Nachhaltigkeitsportrait erstellt. Hier findest du einige wissenschaftliche Aussagen dazu, warum es wichtig ist, sich die eigenen Emotionen bewusst zu machen.

So formulieren Malti, Häcker und Nakamura: „Menschen, die ihre eigenen Emotionen schlecht wahrnehmen, erkennen weniger gut, welches ihre Motive, Werte und Ziele sind und sind daher auch weniger in der Lage, diese aktiv zu verwirklichen.“ (Gugerli-Dolder et al., 2013, 121)

Denn Emotionen beeinflussen unser gesamtes Er-Leben. Sie flankieren Denken und Handeln und auch jede Erkenntnis ist emotional durchdrungen. Nach Bürmann sind Emotionen „aber nicht immer im Bewusstsein gegenwärtig“. (Gugerli-Dolder et al., 2013, 121)

Rosenberg stellt darüber hinaus eine Wechselwirkung zwischen Emotionen und unseren Bedürfnissen fest. Hier lässt sich eine Verbindung zur Bestimmung einer nachhaltigen Entwicklung erkennen, denn die Anerkennung heutiger Bedürfnisse und die Ermöglichung der Bedürfnisbefriedigung auch zukünftiger Generationen machen eine nachhaltige Entwicklung aus. Es gelte „demzufolge herauszufinden, welche Grundbedürfnisse Menschen heute und in Zukunft haben bzw. haben könnten. Dazu können Emotionen nach Rosenberg als Schlüssel dienen.“ (Gugerli-Dolder et al., 2013, 121)

Empathie – also die Fähigkeit, sich in die Gefühle anderer Menschen hineinversetzen zu können – ist eine wichtige Voraussetzung für eine sich solidarisch transformierende Gemeinschaft, wie sie für eine nachhaltige Entwicklung anzustreben ist. Um Empathie zu entwickeln, benötigen Menschen „die Fähigkeit, mit eigenen Gefühlen und denen anderer umzugehen.“ Dazu müsse man sich aber auch „der eigenen Gefühle bewusst … sein … und (diese) regulieren (vgl. Petermann & Wiedebusch, 2008, S. 11ff.)“ können. (Gugerli-Dolder et al., 2013, 121)

  • Erkenntnisprozesse sind also stark beeinflusst von unseren Emotionen.
  • Emotionen sind Ausdruck unserer Bedürfnisse.
  • Über die bewusste Wahrnehmung der eigenen Emotionen können wir auch unsere Bedürfnisse besser erfassen und die Bedürfnisse anderer Menschen, über deren emotionalen Ausdruck erkennen und besser verstehen.

Emotionen und Gefühle sind aber nicht immer hilfreich, sondern können auch Denken und Handeln blockieren, „insbesondere dann, wenn die Ursache eines Problems global und von grosser [sic] Tragweite ist.“ (Gugerli-Dolder et al., 2013, 121)

So lösen nach Eversberg (2019 die Themen einer nachhaltigen Entwicklung „in einigen Milieus starke emotionale Reaktionen der Ablehnung aus“. Solche Gefühle sind „etwa die Überforderung beim Einkauf von Produkten durch die Komplexität der Entscheidung für die ‚richtige‘ Produktauswahl“, wie Grunwald (2010) feststellt, oder das in der Presse diskutierte Phänomen der sogenannten Flugscham. Solch eine von der „Öffentlichkeit … ausgelöste Scham kann auch dazu führen, dass sich Menschen beschuldigt, aber gleichzeitig alleingelassen fühlen“, was nach Tangney et al. (1992) und Tracy und Robins (2006) wiederum Widerstand und „Trotzreaktionen hervorrufen“ kann.“ (Leuser, L., Weiss, D. für Umweltbundesamt (Hrsg.), 2020, 12) 

Um dem entgegenzuwirken, gilt es im Konzept einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) folgende emotionale Kompetenzen zu vermitteln:

  • „Gefühle, die meine Mitwelt (auch Medien) in mir auslösen – angenehme wie unangenehme – wahrnehmen und zulassen können (Achtsamkeit gegenüber den eigenen Gefühlen)
  • Gefühle auf vielfältige Weise ausdrücken können (Sprache, Gestik, bildnerisches Gestalten, Musik usw.)
  • Gefühle anderer Menschen und, so weit dies möglich ist, auch nichtmenschlicher Wesen erkennen und nachempfinden
  • Anerkennen und wertschätzen, dass in der gleichen Situation Menschen verschieden fühlen und dadurch auch neue Gefühlsmöglichkeiten entdecken.
  • Gefühle reflektieren können
  • Grundbedürfnisse hinter den Emotionen erkennen und verstehen
  • Gefühle beim Planen, Denken und Problemlösen und zur Motivation nutzen können
  • Empathie, Gemeinschaftssinn und Solidarität basierend auf Emotionen und Achtsamkeit entwickeln (nach Gugerli-Dolder & Frischknecht-Tobler, 2011, S. 31).“ (Gugerli-Dolder et al., 2013, 122)

Ausblick

Nach der Klärung deines Vor- und Selbstverständnisses zu Themen einer nachhaltigen Entwicklung wirst du in Lerneinheit 2 die Entstehung des Nachhaltigkeitsbegriffs nachvollziehen sowie wissenschaftliche Modelle kennen lernen, die den Begriff wissenschaftlich zu fassen versuchen.